Zusammenstehen und Abstand halten!
Einander freundlich zugewandt sein aber sich nicht die Hände reichen oder in den Arm nehmen!
Größte Vorsicht walten lassen aber nicht in Panik verfallen!
Das sind Gegensätze, die aber die Situation angesichts der Corona-Pandemie auf den Punkt bringen.
In diesen Tagen gehen wir oft die folgenden Worte aus Psalm 91 durch den Sinn:
„Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der verderblichen Pest. Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen, vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt. Denn der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen. Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“
Bibelworte, die wir vielleicht sonst gedankenlos lesen oder im Gottesdienst im Wechsel beten, bekommen auf einmal einen neuen Sinn. Zweimal fällt das Wort Pest und es ist die Rede von der Seuche. Das sind alte Worte, sie klingen wie aus dem Mittelalter. Auf einmal sind sie Realität.
Jegliche Verharmlosung angesichts der ständig steigenden Zahl der Infizierten ist ebenso unverantwortlich wie Panikmache. Es ist unverantwortlich, dass Bilder von leeren Regalen ins Netz gestellt werden und andere Falschmeldungen im Netz kursieren. Wir alle sollten ruhig werden. Vielleicht zwingt uns diese Pandemie über das Leben neu nach zu denken, den es besteht eben nicht aus Partys, in Leistungsschau und dem Hype nach mehr. Es zählt das Miteinander und unsere Sehnsucht nach Geborgenheit.
Jetzt machen auch noch die Kirchen zu. Das fällt uns total schwer. Wir sind hin und her gerissen, denn es trifft unser kirchliches Leben, das gerade von der Begegnung, den gottesdienstlichen Feiern, der Nähe und der Beziehung zueinander lebt. Kitas und Schulen sind geschlossen, viele fühlen sich in der Sorge um ihre Kinder überfordert, manch älterer Mensch traut sich kaum aus dem Haus und hat Angst vor der Zukunft. Es ist wichtig diese Sorgen und Ängste auszusprechen, denn Verdrängen und Verharmlosen hilft nicht weiter. Wir können einander anrufen, Briefe schreiben, im Internet kommunizieren und gegenseitige Hilfe anbieten. Wir können Gottesdienste und Andachten in Rundfunk und Fernsehen hören und auch einfach still werden. Das Leben bricht nicht zusammen. Es gibt ein Leben mit und nach der Corona-Pandemie und wir alle haben die Verantwortung dafür wie wir gemeinsam diese Krise bewältigen.
Die Worte des 91. Psalms trösten mich. Ich finde in meiner Angst Zuflucht bei Gott. Diese alten Worte klingen in mir nach, geben Trost. Da ist die Zusage der Nähe Gottes, die mich umgibt und trägt. Ich spreche sie nach und werde ruhiger, denn in ihnen steckt eine Kraft, die größer ist als all mein Wissen und Können, meine Ängste und Sorgen.
Bleiben Sie gesund und bleiben sie geborgen in der Liebe Gottes
Ihr Propst Uwe Teichmann