Suche

Nachricht

05.04.2020 Kategorie: Gemeinden, Jugend, Musik, Propstei

Andacht zu Karfreitag

"Meine Stärke, eile, mir zu helfen!"

Am Karfreitag erinnern wir uns an die Kreuzigung Jesu. Kurz vor seinem Tod betete Jesus die folgenden Worte aus Psalm 22:

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Ich schreie aber meine Hilfe ist ferne.

Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,

und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

Du aber bist heilig, der du thronst über den Lobgesängen Israels.

Unsere Väter hofften auf dich;

Und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.

Zu dir schrien sie und wurden errettet,

sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.

Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe;

Denn es ist hier kein Helfer.

Aber du, Herr, sei nicht ferne;

Meine Stärke, eile, mir zu helfen!“

In diesem Gebet Jesu kommt die ganze Spanne von Glauben und Zweifeln zum Ausdruck. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Ein Schrei der Verzweiflung. Verlassenheit, starke Schmerzen, Spott derjenigen unter dem Kreuz und Todesangst. Kann ein Mensch noch tiefer fallen? Hat ihn Gott in dieser Stunde verlassen? Wir wissen es nicht. Erst seine Auferweckung zeigt, dass er ganz in Gottes Hand war, auch wenn er sie in der Stunde seines Todes so sehr vermisst hat. Jesus ist aufgewachsen im jüdischen Glauben. Die Worte und Bilder der Psalmen gehören fest in seine Gebete. Er weiß wohin er seine ganze Not schreien kann. Sein Gebet hat im tiefen Dunkel der Verzweiflung eine Adresse. Das spüren wir auch diesen Worten aus Psalm 22 ab. Mitten in diesen Worten tauchen die Sätze auf: „Unsere Väter hofften auf dich; und da sie hofften, halfst du ihnen heraus. Zu dir schrien sie und wurden errettet, sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.“

Jesus ist eingebunden in die Erfahrungen seines Volkes. Es ist die Erfahrung von Leid und Rettung. Daran klammert auch er sich. Und wie geht es uns in unserer Verzweiflung? Manchmal macht uns der Glaube anderer Mut. Ihre Erfahrungen und ihr Erzählen davon, in dunkler Stunde getragen und bewahrt worden zu sein gibt uns Trost. Das Sterben Jesu am Kreuz wird ganz unterschiedlich verstanden. Die einen glauben, dass sein Sterben die Sühne aller menschlichen Schuld ist, sein Tod ein Opfer der Versöhnung. Die anderen meinen, dass gerade sein Leiden der Weg Gottes ist, den Leidenden nahe zu sein und erst recht seine Auferstehung Gottes Wort für uns alle - das Wort der Hoffnung - ist. Tod, Gewalt und Leid haben nicht das letzte Wort. Wie auch immer. Sein Tod am Kreuz war kein politischer Unfall. Es war der Streit um die Wahrheit - politisch und religiös.

Jesu Sterben und Auferstehen sind gerade deswegen das Zentrum unseres Glaubens, weil Gott uns darin nahe ist und uns seine Liebe darin entgegenkommt. Das ist tröstlich.

N.Schwarz GemeindebriefDruckerei.de

Beitrag von Propst Uwe Teichmann