„Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“
Mit diesem wechselseitigen Gruß beginnen viele Ostergottesdienste. Dann singen wir die froh machenden Osterlieder, wie zum Beispiel: „Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit, denn unser Heil hat Gott bereit...“(EG 100) und wir hören aus den Evangelien die Berichte der Auferstehung Jesu. Zugleich wird die Osterkerze angezündet, die fortan bis zum nächsten Jahr im Gottesdienst als Zeichen der frohen Botschaft von der Auferstehung Jesu brennt.
Wir werden diese gemeinsamen Osterfestgottesdienste in diesem Jahr vermissen, weil sie wegen der Corona-Pandemie ausfallen müssen. Viele von uns empfinden das schmerzlich. Da fehlt etwas Wichtiges im Jahreslauf. Denn die Botschaft von der Auferstehung lebt davon, dass wir sie gemeinsam feiern, ja uns mit den Osterliedern ins Herz singen und sie so im gemeinsamen Gottesdienst unter uns lebendig werden lassen. Gerade weil die Auferstehung Jesu unseren Verstehenshorizont übersteigt, ist die gottesdienstliche Osterfeier so wichtig. Nun, etwas zu vermissen bietet zugleich die Chance, es für sich ganz neu hoch zu schätzen.
Nun wäre die Osterbotschaft nicht die wahre Freudenbotschaft, die Herzen erobert, wenn wir uns traurig Ostern in Trübsal verkriechen. Zeigt uns die Auferstehung Jesu nicht geradezu, dass etwas nicht handhabbares, etwas nicht von Menschen gemachtes und begreifbares trotzdem eine so große Kraft der Hoffnung ausstrahlt.
Die Frauen, die am Ostermorgen mit einem letzten Liebesdienst den Leichnam Jesu salben wollen, erschrecken vor dem leeren Grab. Ihnen wird zugerufen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“ (Lukas 24,5-6) Verwirrt und erschrocken sind sie davon gerannt. Es brauchte Zeit, um diese Botschaft zu verinnerlichen. Dann aber hat sie eine Kraft entfaltet, die um die Erde ging und bis heute uns die Angst vor dem eigenen Tod nimmt und uns innerlich spüren lässt, dass Jesus lebt und bei uns ist.
Das leere Grab, da gab es nichts zu sehen, eine unbegreifliche Botschaft und jetzt wegen der Corona-Pandemie keine Ostergottesdienste. Und doch: Was suchen wir den Lebenden bei den Toten, er ist auferstanden. Diese Botschaft ist nicht zerstörbar. Sie hat auch nichts an ihrer Kraft verloren, wenn wir sie dieses Jahr nicht gemeinsam feiern können. Sie wird uns erreichen. Es gibt viele Möglichkeiten in Radio und Fernsehen, in Videoandachten, im persönlichen Gebet und im Lesen der biblischen Ostergeschichten dieser Hoffnungskraft der Auferstehung Jesu in uns Raum zu geben. Wir brauchen die Botschaft von der Auferstehung Jesu gerade gegen die Angst vor der Corona-Pandemie, damit wir nicht im Erschrecken über die vielen Infizierten und Toten verzweifeln, sondern einander beistehen, unterstützen, die vielen kreativen Aktionen, die in dieser Krise entstanden sind, mutig weiterführen und uns somit gegenseitig Hoffnung schenken.
„Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“
Mit diesem Gruß wünsche ich ihnen ein frohes Osterfest 2020, Ihr Propst Uwe Teichmann